Am 12.1. fand ich Emma abends laut schreiend im Badezimmer. Sie lag auf dem Boden, bewegte die Beine nicht, jede Bewegung, die sie machen mußte, hat sie vor Schmerzen zum Schreien gebracht.

Die Tierärztin stellte eine schlaffe Lähmung beider Hinterbeine und des Schwanzes sowie einen Sensibilitätsausfall in diesem Bereich fest. Beim Röntgen zeigten sich keine Organauffälligkeiten, keine Knochenauffälligkeiten, nur eine Weichteilschwellung (also eine Schwellung der Muskulatur oder auch ein ausgedehnter Bluterguß) oberhalb der Lendenwirbelsäule fiel auf.

Offensichtlich lag eine Kompression des Rückenmarkes und/oder der Spinalwurzeln vor, ein sogenannter "Reitender Thrombus" (ein Verschluß der Hauptschlagader an der Aufgabelung in die beiden Beckenarterien) konnte ausgeschlossen werden.

Emma bekam dann eine Infusion gegen Flüssigkeitsverluste, Cortison gegen die Schwellung, Vitamin B-Komplex für die Nervenregeneration, ein ZNS-gängiges Antibiotikum und Furosemid, ein Diuretikum, auch um die zusätzliche Flüssigkeit aus dem geschwollenen Gewebe zu ziehen. Mit einer "dezent kleinen" Hundetransportbox (geeignet für Dänische Doggen, Dobermänner und andere kleinen Hündchen) im Kofferraum als Lager für die nächsten Tage und Wochen durfte ich Emma wieder mitnehmen. In der Nacht klingelte alle zwei Stunden der Wecker, um Emma zu drehen, damit keine Druckstellen entstehen konnten. Am nächsten Morgen zeigte sich leider nicht ein Fatz Besserung, im Gegenteil, es war schlimmer geworden: Emma hatte nun auch noch die Kontrolle über die Blase verloren.

Daraufhin kam Emma stationär zur Tierärztin. In den folgenden Tagen bekam sie zusätzlich Mannitolinfusionen, weiterhin die B-Vitamine, Cortison, Antibiose und auch Theranekron, da das den Abtransport der Blutbestandteile fördert. Die ersten Fortschritte zeigten sich schon in den ersten Tagen nach Behandlungsbeginn: Die Schwellung über den Lendenwirbeln ging zurück, die Sensibilitätsausfälle auch. Nach einer Woche durfte ich Emma endlich wieder mit nach hause nehmen. Zu diesem Zeitpunkt hatte sie nach wie vor heftige Schmerzen bei Bewegungen der Lendenwirbelsäule, und inzwischen waren Bewegungen der Beine aufgrund der zurückgekehrten Sensibilität auch schmerzhaft. Minutenweise konnte sie mit Hilfe die Hinterbeine belasten, konnte aber nicht drauf sitzen oder gar stehen. Kontinent war sie inzwischen wieder. Jetzt bekommt sie Bach-Blüten, um die Situation einigermaßen tolerieren zu können, sowie Neychondrin.

Mit einigen Tagen Verzug begann dann für Emma gestern (24.1.) die "Reha". Meine Tierärztin hatte es fertiggebracht, Emma in einem Rehazentrum, das sich eigentlich auf Pferde spezialisiert hat, die aber auch in der Lage sind, Kleintiere zu behandeln, eine Behandlung zu arrangieren. Dort bekommt Emma Akupunktur und eventuell in den nächsten Tage auch noch Magnetfeldbehandlungen. Die Akupunktur schlägt bei ihr sensationell an. Vor der ersten Behandlung war sie gerade in der Lage, für wenige Minuten wieder "kätzisch" zu sitzen, die Hinterbeine waren aber nach wie vor schlaff. Nach der Akupunktur konnte Emma für Sekunden auf den Beinen stehen, sie hat deutlich mehr Muskelkraft in ihnen als vorher. Die zweite Behandlung heute verstärkte die ersten positiven Effekte noch. Inzwischen bewegt sie die Hinterbeine aktiv, wenn sie auf der Seite liegt. Homöopathisch gibt es zusätzlich 3x täglich Plumbum metallicum (das ist Blei ;-) ).

Nachteil der sprunghaften Verbesserung: Madame leidet an akutem Höhenwahn ;-). Ihr liebstes Ausbruchsziel ist der Kratzbaum. Bis in die Höhle auf etwa 40cm Höhe hat sie es schon geschafft. Keine Ahnung wie. Nur runter - das ging natürlich nicht...

1.2.: Eine kleine Korrektur: Die Sensibilitätsausfälle sind noch nicht völlig weg, die rechte Pfote ist immer noch taub. Da ich vor einigen Tagen ein Knurren kassiert hatte, als ich die Pfote angefaßt hab, dachte ich, sie spürt das. Aber vorgestern abend habe ich sie gepiesackt, eine befreundete THP hatte mir gezeigt, wie ich überprüfen kann, ob die Reflexbahnen schon wieder normal funktionieren, und dabei hat sie (sie schlief) überhaupt gar nicht reagiert. Im Moment ist es also nicht so toll, sie hat ja nach den ersten Akupunkturen super Fortschritte gemacht, aber jetzt stagniert es. Das rechte Bein war immer besser als das linke, jetzt ist es wesentlich schlechter... Und auch Emmas Lebensmut scheint zu schwinden...

2.2.: Heute war ein ganz schlechter Tag. Emma und ich waren bei unserer Tierärztin. Ich wollte ihre Meinung zur fortbestehenden Taubheit des rechten Hinterbeines hören. Sie war entsetzt; meine Befürchtung hat sich bestätigt: Dieser Zustand hat sich trotz der Akupunktur seit der Entlassung aus der stationären Behandlung vor exakt 2 Wochen nicht einen Deut gebessert. Die sichtbaren Fortschritte sind ausschließlich auf die Besserung des linken Hinterbeines zurückzuführen. Seelisch geht es ihr nicht gut. Sie kämpft nicht mehr, sie gibt sich gegenüber den Einschränkungen geschlagen.
Da Emma nach wie vor Schmerzen hat, die zwar nach der Akupunktur zunächst erst mal schwächer, aber trotzdem immer da sind, hat die Tierärztin mich darauf vorbereitet, daß sie Emma erlösen möchte, wenn in einer Woche keine Besserung da ist. Ich hoffe inständig, daß das nicht notwendig werden wird. Bislang hatte Emma noch keine Magnetfeldtherapie. Die werde ich morgen in Warendorf einfordern. Ich will nichts unversucht lassen... Wenn das linke Bein wieder so kräftig wird, wie es vorher war, dann gibt es noch eine weitere Möglichkeit: Die Amputation des tauben rechten Hinterbeines. Aber dafür müßte sich links noch eine Menge tun...

4.2.: Emma wird ein wenig lebendiger. Die Akupunktur strengt sie zwar nach wie vor extrem an und sie verschläft dann fast den gesamten restlichen Tag, aber da ich unbedingt das linke Hinterbein auftrainieren will, muß Madame sich jetzt häufiger mal bewegen. Die Transportbox ist eigentlich ganztägig offen, weil ich zuhause lerne. Wenn ich mal weg muß, und auch nachts, ist sie aber nach wie vor in der Box. Das Risiko, daß sie sich verletzt, ist mir zu groß. Tagsüber ist sie aber inzwischen gar nicht mehr in dem Ding, vielmehr bewegt sie sich wieder ein wenig mehr. Zwar langsam und wackelig, aber sie kommt ans Ziel. Besonders freut mich, daß sie es alleine schafft, auf mein Bett zu kommen; immerhin gut 50 cm hoch.
Bei der Behandlung gestern meinte der TA in Warendorf, daß er es auf jeden Fall noch weiter versuchen möchte, er möchte zur Zeit weder die Katze noch ihr rechtes Hinterbein aufgeben. Zwei Tierärzte, zwei Meinungen - das erleichtert mir eine so schwerwiegende Entscheidung nicht gerade...
Die Behandlung wird jetzt auf jeden Fall noch intensiviert: Ich habe das TENS-Gerät des warendorfer TAs mitbekommen, um einmal täglich zusätzlich die Nerven an beiden Hinterbeinen zu stimulieren. Gottseidank habe ich nette Nachbarn, die mir beim Halten der Katze helfen können.

5.2.: Als ob Emmas Bündel nicht schon schwer genug wäre... Heute nach der Akupunktur habe ich am Ballen ihrer linken Hinterpfote (genau, die, die funktioniert:-/) eine Nekrose entdeckt. Die Tierärztin war hocherfreut, uns nach ewigen drei Tagen mal wieder zu sehen ;-), gab eine Salbe zur Pflege mit. Gottseidank ist es keine bakteriell besiedelte Nekrose.
Erfreulich ist, daß Emma wieder auflebt und immer mehr die Alte ist. Der Kampfgeist kommt wieder (die TA-Helferin hatte alle Hände voll zu tun), und sie bewegt sich auch in der Wohnung ein wenig mehr. In diesem Zustand ist dann auch unsere Tierärztin dagegen, sie zu erlösen...

9.2.: Seit Samstag habe ich mich nicht getraut, mich darüber wirklich zu freuen: Emma zeigt Reaktion bei Reizung der Knochenhaut am rechten Hinterbein. Die Reaktion kommt wirklich nur auf starke Schmerzreize, aber sie ist da. Ich hoffe, daß es jetzt allmählich auch rechts besser wird.
Das größte Ei ist, daß der Akupunkteur aus Warendorf kurzfristig beruflich für 2 Wochen weg ist. In diesem Moment könnte ich mir für Emma Besseres vorstellen. Aber dafür bekommt sie jetzt in Warendorf endlich die Magnetfeldtherapie, und ich werde hier täglich mit dem TENS-Gerät arbeiten, daß der TA mir geliehen hat. Für die Nekrose unter dem linken Ballen bekommt sie nun homöopathisch Klapperschlangengift. Fragt nicht nach der Verdünnung. Die spanische Beschriftung mag es mir nicht preisgeben...

11.2.: Wir hatten heute den ersten Magnetfeldtermin in Warendorf. Emma fand das sehr angenehm, ist mehrfach kurz eingenickt. Nach dem Streß der Akupunktur wohl die erste positive Verbindung, die sie mit Warendorf hat. Bislang ist keine Erstverschlechterung erkennbar :-) .
Emma hat eine neue Lauftechnik. Sie zieht das rechte Bein nicht mehr so hoch. Deswegen knickt die Pfote beim Aufsetzen um, und sie läuft praktisch auf dem Pfotenrücken. Vorteilhaft für sie, weil so die Gelenke (abgesehen vom abgeknickten;-)) in physiologischerem Winkel belastet werden. Dabei wird dann das Gelenk weniger abgenutzt.
Die blöde Nekrose will nicht heilen, trotz zusätzlicher homöopathischer Bemühungen (Lachesis mutus, leider ist auch aus dieser spanischen Verpackung nicht die Verdünnung ersichtlich :-/ ). Sie platzt immer wieder auf und blutet dann.

12.2.: Gestern abend gab es erstmals die neue Bach-Blütenmischung, nachdem sich Emmas Situation in den letzten Tagen ja doch recht extrem verändert hat. Sie spricht super darauf an und hat mich gestern abend noch unendlich stolz auf sie gemacht: Sie ist auf ihren Lieblingsplatz auf der Fensterbank gekommen: Über denn Mülleimer ;-), aber der kleine Umweg sei ihr verziehen *g*.
Die Magnetfeldbehandlung hat sie gut überstanden, die Erstverschlechterung, vor der ich mich für sie sehr gefürchtet habe, ist nicht eingetreten, im Gegenteil, sie ist agiler als vorher.

16.2.: Die Fortschritte sind winzig, aber sie sind da. Die Sensibilität kommt wieder in das rechte Hinterbein. Zwar ist die Pfote immer noch komplett taub, aber dafür werden unterhalb des Sprunggelenkes wieder auch geringere Schmerzreize wahrgenommen. Statt des Lachresis mutus gibt es jetzt Naja tripudians, das trifft insgesamt besser auf Emma zu.
Das WE haben wir bei meinen Eltern verbracht. Meine Idee ist aufgegangen, Emma war ein wenig aktiver als hier zuhause in Münster.Bei meinen Eltern muß man ja erstmal schauen, ob noch alles da ist, wo es beim letzten Besuch war. Die Blumenvase auf dem Eßzimmertisch mit eingenommen, versteht sich ;-). Da ist sie über die Zwischenstation Stuhl drauf gekommen.

17.2.: Die TÄ war begeistert! Emma hat bei der Nekrosekontrolle eine kleine Kostprobe ihres Gehkönnens gezeigt. In der Praxis lief sie natürlich noch viel besser als hier zuhause. Zusätzlich zur Salbe habe ich für die Nekrose nun noch einen Badezusatz mitbekommen. Nicht ganz ohne Schadenfreude hat die TÄ mir mitgeteilt, wie ich Emma das zugute führen muß. Entweder mittels feuchter Umschläge oder direkt: Fuß in die Kaffeetasse, in der das angerührt wird. Da nur die Harten in den Garten kommen, haben wir uns natürlich für letztere Variante entschieden. Emma ist tapfer *g*.

18.2.: Der Kratzbaum muß für Emma umgebaut werden, damit sie ihn überhaupt wieder nutzen kann. Jetzt traut sie sich so nur in die Höhle, die fast auf Bodennähe ist. Emma liebt aber die Höhe. Ihren Lieblingsplatz, ein Regal über der Tür, kann sie nur über den Kratzbaum erreichen, dasselbe gilt für den Schrank. Deswegen wird nun so angebaut, daß sie Stufen von maximal 50 cm vorfindet. Das schafft sie. Und damit hat sie auch ihren Ausguckposten wieder. Die Materialien sind bestellt. Dauert eigentlich etwa 10 Tage. Als ich die Situation erklärte, versprach man mir eine schnellere Lieferung. Sehr nett... Aber für 60€ darf man das auch sein ;-).

21.2.: Wir warten immer noch auf den Kratzbaumanbau...
Emmas Nekrose sieht zwar schon besser aus, aber zwischendrin suppt es doch immer wieder, immer wieder reißen auch einige Stellen ein und bluten dann. Die andere (rechte) Hinterpfote sieht so langsam auch von Emmas abnormem Laufverhalten geschunden aus. Dadurch, daß sie nach wie vor zu wenig Gefühl unterhalb des oberen Sprunggelenkes hat, läuft sie meist auf dem Pfotenrücken, wo unter der ungewohnten Belastung so langsam auch die Haare stoppelig kürzer werden und z.T. ausfallen bzw. abbrechen. Ich fürchte, wir kommen doch nicht um Söckchen für Emmas Hinterbeine herum. Nur kann ich leider nicht stricken...
Ab Montag ist unser Akupunkteur wieder da. Wird Emma weniger begeistern, aber es wird ihr guttun.

24.2.: Und wir warten immer noch... So langsam werde ich ein wenig knatschig. Emmchen schaut immer wieder sehnsüchtig auf die Halbschale des Kratzbaumes. Ihr Lieblingsschlafplatz, und sie kommt nicht hinein.
Abgesehen davon gibt es aber sehr erfreuliche Nachrichten: Wir haben einen Zentimeter Sensibilität gewonnen!! Es ist immer noch wenig, und vor allem kommt nach wie vor nur Reaktion auf sehr starke Schmerzreize, aber immerhin. Ihr Gangbild auf Fliesen ist sehr viel sicherer geworden: Die rechte Hinterpfote knickt jetzt nur noch beim Laufen auf Teppichboden um. So kriege ich also immer noch mit, ob Moritz ankommt oder Emma heranschlurft ;-).
Die Nekrose wurde gestern vom Warendorfer TA ein wenig bearbeitet. Er hat mit einer Pinzette die nekrotischen Beläge abgepult. Als Dankeschön hatte ich hinterher sämtliche Krallen der einen Vorderpfote tief in der Haut meines Oberarmes. Nach dem Ablösen dieser Membranen sieht es aber gar nicht mehr so wahnsinnig schlimm aus. Man erkennt, daß es langsam aber stetig heilt.

26.2.: Ich habe meine Katzen ja furchtbar lieb - aber wenn sich nicht innerhalb der nächsten 10 Minuten eine von beiden auf den frisch aufgebauten behindertengerechten Kratzbaum begibt, dann platze ich ;-)! Die letzten Wochen hat sich nur Emma nicht auf den Kratzbaum bewegt, jetzt meint auch Moritz, er könne das nicht... Konsequent ignorieren scheint die Devise zu lauten.
Homöopathisch sind wir umgestiegen von den spanischen Präparaten auf deutsche, weil die anderen aufgebraucht waren. Somit weiß ich jetzt, daß ich pro Tag 10 Globuli Plumbum metallicum C30 in die Katze flöße. Das Ganze habe ich noch erweitert um Hypericum C30, ebenfalls 10 Globuli. Entweder ist das neue Hyperikum Schuld oder die möglicherweise andere Dilution oder auch einfach nur die weitere Übung, aber sie läuft noch einen Tacken besser. Sie wird sogar wieder richtig fix (vor allem dann, wenn ich die Transportbox vom Schrank hole und es losgehen soll nach Warendorf ;-). Während der Akupunktur wehrt sie sich immer mehr, leider.
Die Nekrose sieht klasse aus, sie heilt jetzt endlich ab. Der Tip der Tierheilpraktikerin, Naja tripudians zu geben, war Gold wert.

27.2.: Es ist phänomenal: Emma ist wie ausgewechselt. Als ob sie den entscheidenden Kick Lebensfreude durch den Kratzbaumumbau bekommen hätte. Sie spielt wieder ausgiebig mit Moritz und sieht einfach glücklich aus, wenn sie in der Schlafmulde hockt, nachdem sie dort alleine hingekommen ist. Ganz nach oben traut sie sich noch nicht. Aber gut Ding will schließlich Weile haben ;-).

28.2.: Nu' geht es mir ein wenig zu schnell... Mit Mühe kam sie auf die oberste Plattform des Kratzbaumes, von dort in die Halbschale, und von da auf den Schrank und in die Transportbox. Mir ist der Atem förmlich stehengeblieben. Aber sie ist vorsichtig, sie weiß, was sie schafft.

29.2.: Emma kann einem echt leidtun: Jetzt hat sie sich den Pfotenrücken, auf dem sie ja nach wie vor hinten rechts läuft, so wundgelaufen, daß das Fell ab ist und die Haut stark gereizt ist. Ich könnte heulen. Endlich heilt die Nekrose ab, und dann das... Also werde ich wohl für das rechte Bein doch nicht um eine Socke herumkommen.
Mal abgesehen davon ist Emma meine Heldin: Sie hat den Schrank bezwungen (und damit auch den Kratzbaum)! Etwas unökonomisch war sie schon: Anstatt die Ebene mit 50 cm Abstand zur nächsten zu nutzen, hat sie den 80cm-Abstand vorgezogen ;-).

1.3.: Emmas linkes Bein ist jetzt - auch zur richtenden Schienung wegen der Fehlbelastung - nett rot eingepackt *g*. Zumindest solange, bis die liebe Sabine uns die erste Socke für das Hinkebeinchen schickt.
Gravierende Veränderung: Fürs erste muß es wohl ohne Akupunktur gehen. Aufgrund eines unschönen Vorfalls toleriert Emma die Behandlung nicht mehr. Nun bleibt es also erst einmal bei TENS und dem Magnetfeld, was sie weiterhin in Warendorf bekommt.

4.3.: Die Tage mit dem Stützverband sind Emma nicht gut bekommen. Im Moment schlürt sie auf Teppich das rechte Hinterbein fast konstant nach; offensichtlich ist durch die Unterstützung das restliche Bißchen Muskelkraft, das das obere Sprunggelenk stabil hielt, noch ein Stückchen weiter atrophiert.
Die ersten Probesocken waren gestern da, natürlich waren sie ein wenig zu groß, weil ich viel zu vorsichtig gemessen hatte. Wenigstens kann ich nähen. So hat jetzt das eine Paar einen Abnäher, und das andere hab ich ganz heiß gewaschen ;-). Mit letzterem läuft Emma heute herum. Absolut schick! Nur sie findet das noch nicht so ganz. Aber da sie dort unten kein Gefühl im Bein hat, wird sie sich wohl schnell dran gewöhnen.

7.3.: Heute morgen hat Emma mir schon den ersten richtigen Adrenalinstoß verpaßt: Emma liegt inzwischen wieder sehr gerne im Badezimmer auf dem warmen Fußboden (Fußbodenheizung), obwohl sich dort ihr Unfall zugetragen haben muß. So auch vorhin. Bis ich plötzlich ihr lautes Gefauche hörte, das den inzwischen so bekannten Schmerzunterton hatte. Als ich ins Badezimmer kam, lag sie auf dem Boden, genau wie ich sie im Januar vorgefunden hatte, sah mich kläglich maunzend an. Die Ursache stellte sich aber als gottseidank eher harmlos heraus: Sie war mit einer Kralle ihres Hinkebeines (über die Krallen an diesem Bein hat sie keine Kontrolle) unter dem Rand der Waage hängengeblieben. Daß die Waage nun nicht mehr im Badezimmer steht, brauche ich wohl nicht zu sagen ;-).
Die vorübergehende Muskelschwäche nach dem Entfernen des Stützverbandes haben wir mit einiger Übung wieder in den Griff bekommen.
Unterhalb des oberen Sprunggelenkes hinten rechts nichts Neues: Da passiert im Moment leider irgendwie gar nichts mehr. Nicht mal ein Millimeterchen Sensibilität :-(.

8.3.: Die nächste Hiobsbotschaft: An einer Stelle, an der sie das Naja s.c. gespritzt bekommen hat, ist eine Schwellung bzw. ein "Knubbel" entstanden. Nachher steht dann also erst mal wieder der nächste Tierarztbesuch an.
Die neue Socke ist da. Und sie sitzt bombig. Da wird Emma sich hoffentlich schnell dran gewöhnen.
Die Socke macht die Pflege der tauben Hinterpfote einfacher. Dort ist ja das Fell inzwischen durch die dauerhafte Nutzung des Pfotenrückens ab und die Haut liegt blank. Ein nicht ganz geringes Infektionsrisiko, solange dort noch keine Hornhaut ist, die vor eindringenden Keimen schützt. Das ist insbesondere deshalb so wichtig, weil Emma ja wie jede normale Katze auch das Katzenklo nutzt. Und Katzenkot ist ja bekanntermaßen nicht wirklich steril. Gepflegt wird die blankliegende Haut mit Bepanthen. Damit sich Hornhaut bilden kann, läuft sie täglich etwa eine Stunde sockenfrei. Wobei ich aufpasse, daß sie nicht unbedingt in dieser Stunde auf ihr stilles Örtchen wandert.

9.3.: Emma war gestern nochmal zur Begutachtung bei der TÄ. Der Knubbel an der rechten Flanke ist ganz offensichtlich entweder eine Spritz- oder Akupunkturfolge. Auf alle Fälle wohl eher harmlos, weder abszeß- noch sarkomartig. Wird weiter beobachtet und gut ists erst mal.
Von Emmas Entwicklung ist die TÄ sehr angetan. Am rechten Hinterbein tut sich zwar offensichtlich nicht mehr ganz so viel. Obwohl ich ein anderes Gefühl hatte, hat die Untersuchung der Sensibilität hinten rechts keine Fortschritte ergeben. Vielmehr wird Emma immer garstiger, was das Anfassen des Teils anlangt, in dem sie Gefühl hat.
Wichtig war der TÄ die positive psychische Entwicklung. Man sieht ihr wieder an, daß sie Lust am Leben hat. Und sie ist im normalen Alltagstrott in der Regel schmerzfrei. Wenn sie nicht gerade wie gestern morgen mit den Krallen des tauben Füßchens im Badezimmer unter der Waage hängenbleibt, dann tut natürlich auch die Hüfte weh, wenn man versucht, die Waage hinter sich herzuziehen...

12.3.: Mit den kleinen Schrecksekunden der letzten Tage ist es jetzt erstmal genug. Emma ist artig und schont meine prüfungsgeplagten Nerven. Dafür macht Moritz immer mehr Probleme. Er kann ganz offensichtlich überhaupt nicht akzeptieren, daß Emma nicht mehr so viel mit ihm spielen will, wie das vor dem Unfall normal war. Immer häufiger ist er ihr gegenüber richtiggehend grantig, wenn sie auf seine Einladung zum Balgen mit einem Rückzug auf den Schrank reagiert. Vorgestern hätte er sie fast vom Kratzbaum getitscht, als sie im "Aufmarsch" war. Sie macht es sich ja gerne mal schwer und nimmt die 80cm-Säule. Dort ist sie für Moritz besonders gut angreifbar. Er springt dann hinterher und verpaßt ihr einen Tatzenhieb. Bei ihrem dreibeinigen Balanceakt nach oben bleibt das nicht wirklich folgenlos. Nun gibt es also ein Bäumchen-wechsel-Dich: Emma kriegt inzwischen keine Bach-Blüten mehr. Nur Moritz, der braucht sie ganz offensichtlich :-(.

15.3.: Emma hat immernoch unter den Nachwehen dieser blöden Nekrose zu leiden. Die eine Kralle am linken Hinterfuß sah schon recht leblos aus, die sonst eher rötlich sichtbaren Blutgefäße waren bläulich-gräulich verfärbt. Seit vorgestern blutete es immer mal wieder, genaues Hingucken zeiget, daß die Kralle z.T. abgerissen war. Den nächsten Gang zur TÄ hat Emma sich und mir heute morgen erspart: Beim Sprung auf den Kratzbaum war sie dann ganz ab.
Die Socke am rechten Hinterbein hat nicht nur einen Schutzeffekt sondern zeigt auch therapeutischen Nutzen. Offensichtlich stört es Emma so sehr, daß die Baumwolle der Socke auf dem Teppichboden bremst, daß sie inzwischen meist das Bein aus der Hüfte so weit anhebt, daß der Fuß in der Regel normal aufgesetzt wird. Die Stunde ohne Socke nutzt sie dann zum ausgiebigen Schlurfen - natürlich über den Pfotenrücken :-/.
Zur Sensibilität unterhalb des Sprunggelenkes: Immer noch nichts Neues :-(.

24.3.: Dies wird der letzte Eintrag in diesem Tagebuch.

Offensichtlich ist bezüglich der Behinderung am rechten Hinterbein der Endzustand erreicht: Seit etwa zwei Wochen tut sich in Hinblick auf die Sensibiltät gar nichts mehr. Trotzdem geht es Emma von Tag zu Tag besser, weil sie immer besser mit der Behinderung klarkommt.
Beim Gehen/Laufen setzt sie jetzt immer häufiger die rechte Hinterpfote auf dem Ballen auf, wenn es schnell gehen muß, dann schlört sie sie noch hinterher. Sonst ist das Laufen auf dem Pfotenrücken aber seltener geworden. Durch die fast physiologische Nutzung der Hinterpfote sinkt sie im Becken nicht mehr so tief weg. Ihr Gang sieht insgesamt etwas "eierig" aus, weil eben das rechte Bein aus der Hüfte heraus bewegt wird. Aber die Muskulatur oberhalb des oberen Sprunggelenkes, die über das Sprunggelenk herübergreift und die Beugung in diesem Gelenk erzeugt, ist wesentlich stärker geworden. Das ist letztendlich auch der Grund dafür, daß sie trotz nach wie vor fehlender Sensibilität in der Lage ist, die Pfote vermehrt richtig aufzusetzen. Inzwischen hat sie auch raus, wie sie springen muß, damit die rechte Pfote hinten aufgesetzt wird und das Bein nicht hinterherhängt. Wenn sie springt, dann zieht sie es in der Hüfte an und setzt es etwa 3 Fingerbreit vor dem linken Hinterbein auf. Sieht etwas putzig aus, aber es funktioniert.

Emma hat nun also eine weitestgehend gute Statik in der hinteren Extremität, die hoffentlich in den nächsten Jahren nur wenig Probleme in Form von Muskelverspannungen und Gelenkveränderungen hervorrufen wird. Das Thema Amputation ist nun keines mehr, über das ich noch großartig nachdenke. Natürlich ist die Verletzungsgefahr durch die fehlende Sensibilität so nun größer, aber ich halte die Auswirkungen einer Amputation auf die Körperstatik für gravierender - weswegen ich nun wohl lernen muß, mit dem mulmigen Gefühl zu leben, das ich bekomme, wenn ich das Haus verlasse und die Katzen alleine lasse.

Lebensqualität? Die Frage kann ich mit einem eindeutigen Ja beantworten. Emma ist in den letzten Wochen so gut zufrieden, daß es eine unendliche Freude ist, sie anzusehen. Sie strotzt vor Zufriedenheit und lernt Tag für Tag ein wenig mehr mit der Situation klarzukommen. Mein kleiner roter Feger - ich bin so unendlich stolz auf sie.

 

 

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