Katzen und Schwangerschaft

Spätestens wenn man der lieben Verwandtschaft stolz mitteilt, daß man schwanger ist, geht das Theater und die Panik los, die Katzen könnten eine Gefahr während der Schwangerschaft darstellen. Das Übel, von dem gesprochen wird, nennt sich Toxoplasmose und ist eine Infektionskrankheit, die von der Katze auf den Menschen übertragen werden kann. Allerdings gibt es verschiedene Gründe dafür, daß man doch nicht den Kopf in den Sand und das liebe Tier ins Tierheim stecken muß.

Der Erreger der Toxoplasmose ist ein intrazellulär lebender Parasit mit Namen Toxoplasma gondii. Der Endwirt dieses Parasiten ist die Katze, und sie scheidet auch die für den Menschen gefährlichen Entwicklungsstufen der Toxoplasmen aus. Diese eiähnlichen Dauerformen werden allerdings erst nach einigen Tagen in der Außenwelt infektiös. Eine Gefahrenquelle für die Infektion stellt also das Katzenklo dar, aber nur dann, wenn es nicht regelmäßig gereinigt wird (s.u.) Wenigstens genauso gefährlich ist für eine Schwangere aber auch Gartenarbeit, wenn sie im Erdboden herumwühlt, sowie die Verarbeitung oder der Verzehr von rohem Fleisch. Auch so ist eine Infektion möglicht und sogar wahrscheinlicher.

Toxoplasmose ist aber für ein ungeborenes Kind nur dann gefährlich, wenn die Mutter während der Schwangerschaft die Erstinfektion mit dem Erreger Toxoplasma gondii durchmacht. Hatte die Mutter vor Eintritt der Schwangerschaft den ersten Erregerkontakt, ist das Kind durch plazentagängige Antikörper der Mutter geschützt. Die Durchseuchung mit Toxoplasmose ist in der deutschen Bevölkerung sehr hoch, sie liegt bei gut 80%. Das heißt im Klartext, daß 80% der Deutschen sich schon mit Toxoplasma infiziert haben und danach antikörperpositiv sind.
Die Infektion verläuft bei gesundem Immunsystem für gewöhnlich klinisch stumm, fällt also überhaupt nicht auf. Daher ist es sinnvoll, einen Bluttest auf Toxoplasmen-Antikörper beim Frauenarzt durchführen zu lassen, wenn eine Schwangerschaft geplant ist. Spätestens beim positiven Schwangerschaftstest sollte dieser Test erfolgen. Er gehört allerdings nicht zum normalen Routine-Testprogramm in der Schwangerschaft. Deswegen ist es sinnvoll, dem Frauenarzt mitzuteilen, daß man Katzenhalter ist und daher diese Blutuntersuchung wünscht.

Fällt der Test negativ aus, d.h. man ist antikörpernegativ und hatte noch keine Toxoplasmainfektion, dann sind Vorsichtsmaßnahmen zu treffen, damit man sich nicht doch während der nächsten Monate infiziert:

  • Die Katzen sollten vom Tierarzt untersucht werden: 3 Kotuntersuchungen im Abstand von 2 Tagen. Sind die negativ, scheidet die Katze keine Oozysten (das ist die Dauerform) aus. Bei reinen Wohnungskatzen geht damit keine Gefahr vom Tier aus, wenn es nicht zwischendurch rohes Fleisch zu fressen bekommt (falls doch: gründlich durchfrieren lassen!).
    Von erwachsenen Freigängern geht in der Regel auch kein Infektionsrisiko mehr aus: Nach der 2. oder 3. Infektion erkranken die Tiere nicht mehr an Toxoplasmose und scheiden auch keine Oozysten mehr aus.

  • Scheidet die Katze doch Oozysten aus: Hände weg vom Katzenklo! Das darf spätestens jetzt der Partner reinigen. Und das sollte täglich gründlich und mit heißem Wasser und kompletter Erneuerung der Katzenstreu passieren. So verhindert man, daß die oben schon erwähnten Dauerformen in der Umgebung der Schwangeren infektiös werden.

  • Mindestens genauso wichtig: Kein rohes Fleisch mehr essen! Auch wenn Mett und das blutige Steak noch so lecker sind...

Keine Panik, man darf seine Katzen auch während der Schwangerschaft anfassen, selbst wenn sie den Erreger gerade ausscheiden (das sind übrigens nur 3 - 6 Tage). Die Oozysten sind ja erst nach 2 Tagen infektiös und zum anderen ist die Katze ja ein sehr reinliches Tier und selbst wenn sich mal direkt nach dem Gang auf das Katzenklo einige Erreger im Fell verfangen haben sollten, werden sie bei der nächsten Katzenwäsche entfernt.

Abgesehen davon ist es ganz sinnvoll, seine Katze schon mal langsam daran zu gewöhnen, daß sie nach der Geburt des Kindes nicht mehr die absolute Nummer 1 sein wird. Daher sollte schon während der Schwangerschaft der Partner immer mehr Zeit mit dem Tier verbringen, damit es nach der Ankunft des Babys nicht zu Protestreaktionen in Form von Unsauberkeit kommt.

 

 

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