Meine Rosine bekam ich im Alter von 5 Wochen von Silvia. Am frühen Morgen des Tages, an dem Silvia Rosine und ihre Schwester Emma (die leider mit 7 Wochen durch einen tragischen Unfall verstarb) zu mir bringen wollte, verletzte Rosine sich das rechte Auge - vermutlich an einem spitzen Astende.

Bei genauerem Anschauen konnte ich feststellen, daß das Auge zwar nicht ausgelaufen, aber doch so schwer verletzt war, daß Rosine es nicht mehr nutzen konnte. Die TÄ gab mir eine Salbe, mit der ich das Auge für 10 Tage antibiotisch behandelte. Nach den 10 Tagen waren sowohl Rosine als auch ich ausgesprochen froh, daß die Tortur ein Ende hatte.

Eigentlich hatte ich mich schon seelisch darauf eingestellt, mit Rosine einen sichtlich behinderten Vogel zu haben, der einen kompletten Umbau der "Vogeleinrichtungen" in behindertengerechte Vogeleinrichtungen erforderlich machen würde. Damit lag ich allerdings völlig falsch. Nach ein paar Tagen schon zeigte Rosine, daß sie in der Lage war, auch ohne ihr zweites Auge zu fliegen. Zunächst langsam und mit beträchtlichen Landeschwierigkeiten, die sich allerdings im Laufe der nächsten Wochen gänzlich legten.

Für einen Vogel wie Rosine ist es ganz wichtig, daß sich nicht alle Nasenlang irgendetwas an der vertrauten Umgebung verändert. Eine um 10 cm verrückte Pflanze direkt in der Flugschneise auf Seiten des blinden Auges reicht schon aus, um sie zu verunsichern. Was das Umräumen von Möbeln oder gar der Anflugstellen für Probleme verursachen könnte, ist wohl nicht schwer zu erraten. Auch ein Vogel ist irgendwo ein Gewohnheitstier ;-). Generell ist Ungewohntes nach Möglichkeit zu vermeiden. Auch sollte man sich ihr nicht von ihrer blinden Seite ohne Ankündigung nähern; dann erschrickt sie.
Wenn Autofahrten nötig sind, ist es bei einem sehbehinderten Vogel ganz sinnvoll und beruhigend, wenn der Käfig ein wenig abgedeckt wird, damit die vorbeirasende Umgebung nicht zu sehen ist.

Rosine ist heute diejenige, die mit Abstand die besten Flugmanöver "hinlegt". Wenn man nicht weiß, daß sie einäugig ist, dann merkt man es in der Regel auch nicht (es sei denn, man schaut auf das kaputte Auge). Sie ist auch trotz der Behinderung voll in den Schwarm integriert - um nicht zu sagen, daß sie die Chefin im Ring ist;-).