Trichomonaden sind Parasiten, die Vögel gerne mal von Züchtern mit schlechten Hygienebedingungen mit einschleppen. Klassisch für Trichomonaden ist die Kombination von Jungvogel neu im Schwarm und warmem Wetter. Trichos sind die klassische Kinderkrankheit, die bisweilen aber auch gar nicht zuerst beim Neuvogel auftritt, sondern unter Umständen auch bei den Alteingesessenen. Das passiert dann, wenn das Immunsystem der Alteingesessenen schwächelt und der Jungvogel vor Gesundheit (scheinbar) erstmal nur so strotzt. Trichomonaden finden sich zuerst nur im Kropf.

Ein gesunder Vogel kann relativ gut mit den Viechern leben, es sind ja Parasiten (also Schmarotzer, die von ihrem Wirt leben und ihn nicht primär umbringen wollen). Wird ein Vogel allerdings abwehrgeschwächt oder gar krank (Mauser oder Streß durch veränderten Käfigstandort reichen oft schon aus), dann kommt sein Immunsystem mit den Trichos nicht mehr klar. Die Biester vermehren sich in kurzer Zeit explosionsartig. Zu diesem Zeitpunkt - möglicherweise Monate bis sogar Jahre nach der Infektion - wird die Erkrankung symptomatisch, der Vogel fällt als krank auf. Die Trichos fangen an zu wandern und folgen vorgegebenen anatomischen Strukturen zu den inneren Organen.

Leider ist die Symptomatik einer Trichomoniasis meist sehr unspezifisch. Lehrbuchmäßig bilden sich im Kropf gelbe Beläge, die pathognomonisch sind. Häufig hält sich die Krankheit jedoch verdammt wenig an den Lehrbuchverlauf. Erste Symptome können die einer Kropfentzündung sein, aber auch Erkältungssymptome, Schluckbeschwerden oder Durchfall sind möglich. Das macht die Diagnostik so schwer, und gleichzeitig ist es die lebenslimitierende Krux der Sache: häufig wird wegen der Symptomatik auf eine bakterielle Infektion getippt und mit einer Breitbandantibiose behandelt. Nur sind Breitbandantibiotika leider nicht wirksam gegen Trichomonaden. Medikament der Wahl ist Metronidazol oder auch Carnidazol. Wenn ein Vogel im Käfig erkrankt ist, dann sollten wegen der hohen Wahrscheinlichkeit, mit der die anderen sich infiziert haben, alle Tiere behandelt werden. Im Frühstadium ist diese Erkrankung gut in den Griff zu bekommen. Wird sie allerdings verkannt oder mit der Behandlung erst zu spät begonnen, stehen die Chancen für das kranke Tier schlecht.

Im fortgeschrittenen Stadium bekommt ein Welli oft scheinbar regelrechte Freßattacken, im Endeffekt nimmt das Tier aber kein Futter auf, weil durch die parasitäre Besiedlung die Schleimhäute so stark angeschwollen sind, daß es nicht mehr schlucken kann. Auch das Trinken fällt zunehmend schwer. Unter Umständen erstickt ein erkrankter Vogel auch durch die Schleimhautschwellung.

Übertragen wird das Viech beim direkten Schnäbeln, über frischen noch nicht trockenen Kot und Wasser. Trichomonaden leben im feuchtwarmen Milieu, das heißt ihre Jahreszeit ist der Sommer. Badewasser und Trinkwasser sind die Brutstätten der Biester und die Hauptinfektionsquelle der Vögel. Schleppt ein Vogel Trichomonaden ein, verunreinigt er das Wasser, die anderen trinken davon, und mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit werden in der Folge durch das Wasser alle anderen Schwarmtiere infiziert.

Austrocknen können Trichomonaden nicht überleben, dann platzen sie. Dies kann man sich bei der Vorbeugung zu Nutze machen: zwei Badehäuschen und zwei Trinkfläschchen, die im Wechsel gebraucht werden, während das nicht gebrauchte Teil an der Luft nach einer grünlichen Reinigung mit kochendem Wasser komplett durchgetrocknet wird. Der zweite Prophylaxeweg ist die Untersuchung jedes Neuankömmlings auf Trichos, bevor er zu den anderen gesetzt wird.

Der Nachweis ist eigentlich relativ einfach, solange die Trichos noch im Kropf sind. Das geschieht dann mit einem Kropfabstrich und einer Kotprobe. Idealerweise schaut der TA direkt nach dem Abstrich unter dem Mikroskop nach, ob er Trichos nachweisen kann. Wenn der TA aber kein Mikroskop hat, oder er aus anderen Gründen die Diagnostik nicht selbst durchführt, dann kann er den Abstrich auch einschicken. Vielerorts wird erzählt, daß man einen Kropfabstrich auf Trichomonaden sofort unterm Mikroskop untersuchen muß. Immer wieder tauchen "Schreiereien" auf wie "Wie, Kropfabstrich für Trichos eingeschickt??? Das darf nicht!". Nun, es darf doch! Trichomonaden sind nur dann nachweisbar, wenn sie ganz sind. Trocknen sie aus, dann zerplatzen sie und sind folglich nicht mehr nachweisbar. Zum Nachweis müssen sie aber nicht mehr leben. Neuere Abstrichbehältnisse sind mit einer Nährlösung aufgefüllt, in die die Abstrichwatte getaucht wird. Diese Nährlösung verhindert, daß die Trichomonaden austrocknen und dadurch dem Nachweis entgehen.
Einen Nachteil hat das Einschicken der Proben allerdings: da Trichos unter dem Mikroskop sofort, ohne vorherige Kultur nachweisbar sind, vergeht durch den Versand ganz unnötig Zeit, die eigentlich schon für die Therapie genutzt werden könnte. In so einem Fall sollte bei begründetem Verdacht auch ohne Nachweis schon auf Trichomonaden behandelt werden.

 

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