Notfallapotheke

Es sind eigentlich gar nicht so viele Dinge, die man für den wellensittischen Notfall immer zu hause haben sollte:

Vogelkundiger TA
Die Adresse und Telefonnummer sollten immer parat sein, und das auch unbedingt vor der ersten Erkrankung. Wenn man im Krankheitsfall oder anderweitigen Notfall noch lange suche muß, kann sich das sehr "unschön" auf das Leben des betroffenen Tieres auswirken (im schlimmsten Fall gleichbedeutend mit dem Tod).

Krankenkäfig
Unbedingt erforderlich. Kranke Tiere sollten solange von ihren Artgenossen isoliert werden, bis sie wieder ganz gesund sind oder der TA eine Infektiosität der Erkrankung ausgeschlossen hat. Der Krankenkäfig muß nicht sonderlich groß sein (ich rede aber auch nicht von Winzkäfigen mit Maßen von 25 x 25 x 25 cm), er sollte eine relativ große Tür haben, damit man den kranken Vogel leicht herausfangen kann, wenn Medikamentengaben in den Schnabel erforderlich sind. [Wie man den Welli dazu richtig anfaßt] Der Krankenkäfig ist der einzige Käfig, in dem Plastikstangen akzeptabel, ja sogar sinnvoll sind, weil sie leicht zu reinigen und desinfizieren sind.

Rotlichtlampe/Elsteinstrahler
Z
um Wärmen für kranke Tiere in fast allen Fällen sinnvoll. Davon absehen sollte man bei akuten Hirnverletzungen (Gehirnerschütterung), frischen Nervenverletzungen (bei älteren tut Wärme in der Regel gut) und auch Schlaganfällen. In der Regel bekommt man in Foren zu hören, daß Rotlicht den Augen schadet und man daher den Elsteinstrahler bevorzugen sollte. Das ist so verallgemeinernd schlichtweg falsch. Rotlicht schadet den Augen bei chronischer dauerhafter Anwendung, sprich bei einer Dauerbehandlung, die über mehrere Wochen und Monate über mehr als die Hälfte des Tages läuft, und auch nur dann, wenn das Tier dauerhaft in die Lampe schaut.
Wichtig: Niemals eine Käfighälfte bei der Bestrahlung abdecken. Unter der Abdeckung kommt es zu einem Hitzestau, die für den Vogel tödlich sein kann, wenn er sich aus dem direkten Rotlicht zurückzieht. Man kann allerdings ein Handtuch vor eine Hälfte der Front z.B. mittels Wäscheklammern hängen, wenn dann über das komplett freibleibende Dach ein Wärmeaustausch stattfinden kann.
Die Bestrahlung mit Rotlicht in etwa 50 cm Entferung vom Käfig kann im Prinzip den ganzen Tag laufen.

Claudenwatte
Bei Blutungen. Claudenwatte [sprich "Klaudehn"] ist in der Apotheke zu kaufen. Es handelt sich um steril verpackte Tupfer, die mit Blutbestandteilen versetzt sind, die die Blutgerinnung an der Blutungsstelle verstärken.
Wellensittiche haben nur wenig Blut in ihrem kleinen Körper, und die meisten Blutungen sind recht starke, die entsprechend schnell gestillt werden müssen. Dennoch reicht für kleinere blutende Hautverletzungen in der Regel ein Tupfer oder ein Taschentuch als Kompresse zur Blutstillung aus. Gefährlicher sind blutende Federkiele (am besten abbinden und vom TA ziehen lassen) und Hornverletzungen. Für Hornverletzungen (Krallen, Schnabel) ist Claudenwatte sinnvoll, sie wird einfach einige Minuten auf die Blutaustrittsstelle gedrückt und danach steht die Blutung.
Eisenchlorid sollte aus jeder Wellensittichnotfallapotheke verbannt werden. Flüssiges Eisenchlorid wirkt nur schlecht bei Hornblutungen, und bei Blutungen auf der Haut sollte es gar nicht angewandt werden: Eisenchlorid wirkt stark hautreizend und verschlechtert die Heilung der Wunde. Also bitte ab in den Müll damit ;-)!

Traumeellösung
Eine Lösung, die rezeptfrei in der Apotheke zu besorgen ist. Zur Verabreichung braucht man eine 1ml-Spritze (ohne Nadel!). Traumeel bietet sich bei Unfällen aller Art als Erstmaßnahme an Es hat leicht abschwellende Wirkung, was sich positiv bei Gehirnerschütterungen, Verstauchungen u.Ä. auswirkt, es wirkt auch gegen den Schock. Akut kann es dem Vogel alle 10 Minuten tropfenweise in den Schnabel gegeben werden, auch nach der tierärztlichen Behandlung kann es weiter verabreicht werden (dann ruhig in größeren Abständen).

Vogelkohle
Sie sollte eigentlich nur bei akuten Vergiftungen Anwendung finden, weil sie Giftstoffe im Darm bindet. Vogelkohle wird zwar auch immer beim normalen Durchfall empfohlen, was aber beim Welli nicht ganz sinnvoll ist. Durch die Kohle werden auch in größeren Mengen Elektrolyte aus dem Körper in den Darm gezogen (und damit ausgeschieden), die dem Körper dann hinterher fehlen. Diese Elektrolytstörungen machen sich, wenn sie schwerwiegend sind in Herzrhythmusstörungen, Nierenproblemen oder auch Muskelschlaffheit oder einer Tetanie bemerkbar. Besser ist es, stopfende Obstsorten, wie z.B. Banane zu geben. Auch Schwarztee hat einen leicht stopfenden Effekt.

 

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